Rodenkirchen

Rodenkirchen - im Herzen der Wesermarsch

Rodenkirchen - im Herzen der Wesermarsch

Wo seit etwa 1050 die dem heiligen Matthäus geweihte, aus Sandsteinen auf hoher Wurt erbaute Kirche steht, soll bereits eine vorchristlich-chaukische Flachsiedlung gestanden haben. Ihr Name ist unbekannt. Der jetzige Ortsname wird 1244 urkundlich als Rodenkerken, also Kirche zum heiligen Kreuz oder Kreuzigungskirche, erwähnt. Der Ort hat seinen Namen von der Kirche erhalten. Rodenkirchen hat ein bewegtes und wechselvolles Schicksal gehabt.

Die Einwohner gaben sich früh Rechte und Pflichten einer republikanischen Verfassung und erlebten eine friedliche Entwicklung von Handel und Verkehr, doch konnten sie nach der Marcellusflut 1362 das Aufkommen von Häuptlingen nicht verhindern, die Unruhe ins Land brachten und wegen Seeraubs die Macht der Hansestadt Bremen zu spüren bekamen. Durch Wasser und Kriege wurden Kirche und Ort mehrmals zerstört. Bei der Marcellusflut ertranken in einer Nacht 70 Prozent aller Einwohner.

Nach der Häuptlingsepoche verloren die Friesen ihre Selbstständigkeit im Winter 1514 bei der Schlacht an der Hartwarder Landwehr. Die Friesen, die einen fast unüberwindlichen Wall aus Eis errichtet hatten, standen nördlich des Ortes einem Heer aus braunschweigischen und oldenburgischen Truppen gegenüber und verloren, weil es - der Legende nach - einen Verräter gegeben haben soll, der den feindlichen Truppen einen Weg zeigte, den Wall zu umgehen. Seitdem gehört Rodenkirchen zu Oldenburg. An diesen Kampf erinnert das 1914 vom Rüstringer Heimatbund errichtete Friesendenkmal mit der Inschrift "Lewer dod as Sklav", was bedeutet: "Lieber tot als Sklave". Die zerstörte Kirche wurde in ihrer jetzt vorhandenen Form aufgebaut. Von den Wirren des 30-jährigen Krieges verschont, schuf Bildschnitzer Ludwig Münstermann 1629 den Altar, 1631 die Kanzel und 1637 die Epitaphien, Werke, die Besucher anlocken und tiefe Eindrücke hinterlassen.

Handel und Handwerk konnten in Rodenkirchen gut gedeihen. Die Entwicklung war Jahrhunderte hindurch durch die wirtschaftliche Lage des Bauernstandes bestimmend. Die auf dem Marktplatz Ende des vorigen Jahrhunderts gebauten Hengst- und Landwirtschaftshallen sind stille Zeugen der Blütejahre als in Rodenkirchen, der Hochburg eines anerkannten Zuchtgebietes, noch die großen Hengstkörungen für das Oldenburger Land stattfanden. Mit der Verlegung dieser Hengstkörungen sowie der Geschäftsleitungen des Oldenburger Herdbuchs und des Ersten Oldenburgischen Gestütbuches in die damalige Landeshauptstadt Oldenburg trat eine über beide Weltkriege sich erstreckende wirtschaftliche Stagnation ein.

Die am ehemaligen Schnittpunkt der Bundesstraßen 212 und 437 liegende zentrale Verkehrslage ausnutzend, begann Rodenkirchen nach der Währungsreform mit der Förderung des Wohnungsbaus. Im Tegelland, einem abgeziegelten Gelände zwischen den alten Orten Strohausen und Absen, entstanden die ersten neuen Häuser, um Wohnraum für Flüchtlinge zu schaffen. Mittlerweile ist diese Siedlung restlos bebaut und längst sind neue Siedlungen im so genannten Lübbenland und das Gebiet auf dem ehemaligen Kasernengelände in der Konrad-Adenauer-Straße hinzugekommen.

Rodenkirchen heute

Heute ist Rodenkirchen mit ca. 4.000 Einwohnern der größte Ort der Gemeinde und gleichzeitig Sitz der Gemeindeverwaltung. Hier befindet sich auch der Schulstandort für den Primar- und Sekundarbereich I. Die Grundschule ist zweizügig. Weiterführend rundet die Oberschule mit Mensa das Schulzentrum ab. Knapp 1.000 Schülerinnen und Schüler besuchen das Zentrum, dem sich eine Großsporthalle, ein Rasensportplatz, Bolzplatz und ein Kunststoffrasen-Fußballplatz anschließen. Diese Anlagen werden auch vom Allgemeinen Turnverein Rodenkirchen (ATR) genutzt. Die im Ortsteil Hartwarden vorhandene Reithalle mit Außenreitplatz und eine Tennisanlage mit vier Außenplätzen ergänzen das sportliche Angebot. Örtliche Arbeitsplätze bieten Handwerk, Handel und Gewerbe. Für den Grundbedarf sorgen kleine Läden und Geschäfte, zwei gutsortierte Discounter und der jeden Donnerstag auf dem Rathausplatz stattfindende Wochenmarkt.

Sowohl der Rathausvorplatz als auch der angrenzende Marktplatz sind einmal im Jahr, immer Ende September, Stätte des Rodenkircher Marktes, des ältesten und größten Heimatfestes in der Wesermarsch mit über 200 Buden, Geschäften und Karussells aller Art. Vier Tage lang wird die fünfte Jahreszeit gefeiert. Zu Beginn gibt es einen zwei Kilometer langen Festumzug, an dem sich örtliche Vereine aus der Gemeinde und aus anderen Kommunen beteiligen. Zum Abschluss findet ein riesiges Höhenfeuerwerk statt.


Die ehemaligen landwirtschaftlichen Hallen bilden den östlichen Abschluss des mitten im Ort gelegenen Platzes. Nur die Halle in Nähe des Bahnhofes, ist noch im Ursprung erhalten. Diese älteste Halle ist zu einem Mehrzweckhaus (Musikproberäume etc.) umgebaut worden.

Die Festhalle Markthalle Rodenkirchen mit 500 Sitzplätzen, rund 70 m² großen Bühnenanlage und der Marktplatz bilden das Tagungs- und Veranstaltungszentrum Rodenkirchen. Der direkte Bahnanschluss und ausreichende Parkmöglichkeiten laden Veranstalter und Gäste zum Besuch ein.

Das mittlere Gebäude, das lange Zeit vom Reiterverein genutzt und später zu einer Festhalle umgebaut wurde, brannte am 1. März 1981 ab. An gleicher Stelle entstand eine architektonisch den anderen Gebäuden angepasste Markthalle. Die Markthalle ist Schauplatz vieler Veranstaltungen von überörtlichem Charakter.